Die Erde rutscht schräg unter mir weg.
Seit gut zweieinhalb Jahren drängt sich mir dieses Bild immer wieder auf und beschreibt trotz seiner Bizarrerie am besten meinen Gefühlszustand. Mir ist dauer-schwindelig angesichts der „Neuen Normalität“; wie rasant diese ohne Rücksicht auf Verluste umgesetzt wurde und wie sie vor allem auch von der breiten Masse akzeptiert und mitgetragen wird. Ich frage mich oft, ob es vielleicht Zeitreisende waren, die in der Vergangenheit etwas grundlegend verändert haben, so dass wir uns nun plötzlich in einer neuen „Time-Line“ befinden - ausserhalb des Raum-Zeit-Gefüges – und nun nur noch nebulöse Vorstellungen von der „Alten Normalität“ haben ???
Ich ahne, dass etwas nicht stimmt mit unserer augenblicklichen Realität und frage mich innerlich mehr oder weniger bange, wie wir mit dem Unbekannten klarkommen werden. Ethik und unsere alten Moralvorstellungen scheinen komplett über den Haufen geworfen und wertlos geworden zu sein.
Erhellend in dieser immer dunkler werdenden Welt, wo die gute alte Erde unter mir weg rutscht, wirkt jedoch die Hoffnung darauf, dass alles irgendwie und irgendwann doch einen Sinn ergeben wird und „gut“ ausgeht, dass alles genau so sein soll, und dass ein Happy End, so wie in meinen Lieblingsbüchern, auf mich wartet. Dankbar bin ich über die vielen tollen Menschen, die ich in dieser prekären, fast freischwebenden, Position mehr oder weniger direkt kennen und schätzen lernen durfte und die mich „erden“ so gut es eben geht.
Je nach Mentalität scheiden sich die Geister entweder in jene Unterwürfige, die sich für pragmatisch halten „sich ergeben“ und versuchen, einen möglichst bequemen Platz in der neuen Realität zu finden, in apathische Leugner jeglicher Veränderungen, in Fatalisten, Angstbesessene und -zerfressene, in Fakten-Checker und „Wissenschaftsgläubige“ (die leider die Natur der Wissenschaft als ewige Suche nach Wahrheit und Konsens-Forum nicht verstanden haben) sowie am allerschlimmsten: Fanatiker mit einer neuen alten Diskriminierungsmentalität – kombiniert mit ekligem Denunziantentum. Zusammen gefasst: Im Rahmen des erstickenden pseudo-moralischen Gewandes wird sehr viel Kaltschnäuzigkeit, ein Mangel an Empathie gekoppelt mit herzloser Unmenschlichkeit deutlich sichtbar – und das für jeden, der sehen will.
Auf der Gegenseite gibt es zum Teil verzweifelten Widerstand, Angst vor den Maßnahmen, die intellektuelle Suche nach Gründen, die Zuwendung nach mehr Spiritualität, philosophische und gesellschaftspolitische Betrachtungen und Abwägungen, spannende Diskurse, Vergleiche mit Totalitarismus und Faschismus, Aufarbeitung unserer Geschichte samt Aufdeckung vieler falscher historischer Fakten, Alternative Medien und scharfsinnige Analysen von transhumanistischen Zielen sowie des digital-finanziellen Komplexes. Es gibt sehr viel allgemein zugängliche Aufklärung in nahezu allen Bereichen und mutige Helden, die versuchen, sich in einer tumben Welt Gehör zu verschaffen … aber die schräg weg rutschende Erde scheint auch den letzten Rest Verstand der breite Masse mit sich zu reißen.
Keine dieser beiden Gruppen ist in sich homogen, was die Spaltung nach dem Motto TEILE UND HERRSCHE nur noch mehr vorantreibt und jeglichen Widerstand erschreckend zäh und fast aussichtslos erscheinen lässt.
Die Welt (zumindest, so wie wir sie kennen und die meisten von uns lieben) geht unter, und die wenigsten bekommen es mit. So kommt es mir vor. Alle roten Linien werden verschoben, und die Freiheit stirbt nicht nur zentimeter- sondern kilometerweise. Der Frosch ist weich gekocht und freut sich, dass er schön warm baden kann, bis es zu spät ist. Der größte Feind der Freiheit ist Bequemlichkeit - diese alte Weisheit bewahrheitet sich jetzt in einem atemberaubenden Tempo.
Auf dem Weg in eine potentielle Dystopie versuche ich mich nicht von Angst, sondern von Hoffnung treiben zu lassen. Nicht von Pathos und auch nicht von Apathie, nicht in kopflosen Aktionismus zu verfallen oder mich an einzelnen Aspekten des Wahnsinns abzuarbeiten, sondern mir selbst und hoffentlich auch ein paar anderen ein Minimum an Orientierung und ein Maximum an Hoffnung auf das Happy End zu schenken. Licht ins Dunkel aus dem Innersten unseres Seins zu bringen, und sei es auch nur ein Fünkchen. Wir leben in einem Zeitalter der Veränderung, aber das muss nicht schlecht sein. WIR sind die wahre Macht. Zum Beherrschen gehören immer zwei Seiten, und ich persönlich weigere mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, mich versklaven zu lassen – und sei es durch die ignorante Masse Mensch, die gar nicht weiß, wie ihr geschieht. Ich habe die in mir schlummernde Kämpfernatur entdeckt, die sich trotz meines integralen Pazifismus und ausgeprägten Strebens nach Harmonie langsam aber sicher ihren Weg bahnt. Ich kämpfe für Freiheit und Frieden!
Ich verabschiede mich von der schräg unter mir hinweg rutschenden alten Erde und habe mir fest vorgenommen, wieder festen Boden unter den Füßen zu gewinnen und an einer neuen, besseren Welt aktiv mitzuarbeiten. Ich freue mich über jeden, egal zu welcher Gruppe er gehört (hat), der sich anschließt. Denn ZUSAMMEN SIND WIR STARK!
